Digital Factory, Digital Supply Chain
10.03.2020 - Norbert Schenk
Wie in den vergangenen Blog-Beiträgen erläutert, gibt es im Sinne von „Industrie 4.0“ zahlreiche Möglichkeiten die (Chancen aus der) Digitalisierung zu nutzen. Durch die konsequente Nutzung der verschiedensten Digitalisierungsmöglichkeiten und -anwendungen, können grundsätzlich sämtliche Prozesse innerhalb einer Fabrik digital transparent gemacht, gesteuert und überwacht werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „digitalen Fabrik“ oder auch „Digital Factory“.
Die (Optimierungs)-Potenziale im Zusammenhang mit einer „Digital Factory“ liegen auf der Hand.
Durch die Möglichkeit, Prozesse bereichsübergreifend transparent machen zu können, kann die Grundlage für eine strukturierte Analyse der Prozesse gelegt werden (Ist-Zustand der Prozesse). Dies bildet die Basis für eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse, hin zu möglichst schlanken und effizienten Prozessen. Hierbei können moderne Prozessdokumentationswerkzeuge für eine strukturierte Aufnahme und Dokumentation der Ist-Situation und der Modellierung von neuen optimierten (Soll-)Prozessabläufen eingesetzt werden.
Prozessabläufe können verstärkt automatisiert werden und sich selbst regeln. Wichtige Kennzahlen (KPI) können erstellt und in Echtzeit überwacht werden. Moderne digitale Anwendungen können den Menschen in vielen Bereichen seiner Tätigkeiten unterstützen. Die Arbeiten können dadurch effizienter ausgeführt werden.
Die Datendurchgängigkeit und die einheitliche Nutzung von Daten (und Datenmodellen) über die verschiedensten IT-Systeme und Schnittstellen hinweg, erhöht die Effizienz der Datennutzung und sorgt für eine Reduzierung der Datenredundanz sowie fehlerhafter Daten („Single Source of Truth“).
Auf Prozessabweichungen und Änderungen von Rahmenbedingungen kann schnell und flexibel reagiert werden. Verschiedenste Szenarien können in Echtzeit simuliert, und somit die Entscheidungsprozesse effizient unterstützt werden. Produktionsprogramme können schnell und flexibel angepasst werden.
Ähnlich wie bei einer „Digital Factory“ können, durch die konsequente Nutzung entsprechender Digitalisierungsmöglichkeiten, auch die Prozesse innerhalb einer Lieferkette digital transparent gemacht, gesteuert und überwacht werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „digitalen Lieferkette“ oder auch „Digital Supply Chain“.
Dadurch ergibt sich eine komplette digitale Integration von Lieferanten, Produktionspartnern und Kunden. Hierbei wird auch die komplette Intralogistik im Produktionsbereich, sowie die Vernetzung der Extralogistik (Zwischenlager) und der Transporteure bzw. Händler berücksichtigt. Die Kommunikation und der Datenaustausch erfolgen in Echtzeit. Damit können eine lückenlose Überwachung und eine digitale Steuerung der kompletten Lieferkette realisiert werden.
Im Rahmen der digitalen Transformation werden zukünftig verstärkt „Liefernetzwerke“ bzw. „Wertschöpfungsnetzwerke“ an die Stelle von „einzelnen Lieferketten“ bzw. „Wertschöpfungsketten“ treten. Agile (dynamische) Wertschöpfungsnetzwerke werden aus flexibel erweiterbaren Unternehmensnetzwerken bzw. projektspezifischen Geschäftspartnern bestehen. Die Potenziale aus der Digitalisierung erlauben eine hohe Flexibilität hinsichtlich der Gestaltung von Liefer- bzw. Wertschöpfungsnetzwerken. Partner können bspw. schnell integriert, bzw. ausgetauscht werden.
Durch das digitale Erfassen aller wichtigen Prozess-Schritte (entlang der gesamten Lieferkette) werden die physischen Warenströme durch digitale (vernetzte) Informationsströme abgebildet. Die Daten über die Position der Waren oder ihren Zustand bilden Lieferströme auf digitaler (virtueller) Ebene nach. Hierbei kommen moderne Track and Trace Systeme zum Einsatz.
Im Zusammenhang mit einer „Digital Supply Chain“ ergeben sich grundsätzlich analoge (Optimierungs-)Potenziale wie bei einer „Digital Factory“.
Die Entwicklung hin zu einer „Digital Factory“ bzw. „Digital Supply Chain“ wird in der Regel über mehrere Schritte und einen längeren Zeitraum erfolgen (müssen). Hierbei werden sich je nach Ausgangssituation („Reifegrad“), die jeweiligen Maßnahmen und die Abfolge der Schritte von Fall zu Fall unterscheiden. Letztendlich wird es sich um die schrittweise Umsetzung der jeweiligen Digitalisierungsmöglichkeiten im Zusammenhang von „Industrie 4.0“ bzw. weiterer Bereiche („Logistik 4.0“, „Einkauf 4.0“, „Vertrieb 4.0“) handeln. Hierzu ist es sinnvoll, eine entsprechende Umsetzungs-Strategie zu erarbeiten. Diese sollte die entsprechenden Maßnahmen bzw. Schritte, die Abschätzung hinsichtlich deren Reihenfolge bzw. Priorisierung, sowie eine Zeit- und Personalbedarfsplanung, berücksichtigen.
Hierbei spielt die Auswahl der auf dem Markt zur Verfügung stehenden modernen IT-Anwendungen eine wichtige Rolle. Kosten und Nutzen müssen analysiert, sowie sicherheitsrelevante IT-technische Fragen geklärt werden. Hierfür müssen die Prozesse und Anforderungen aus dem Tagesgeschäfts analysiert, und ein entsprechendes Anforderungsprofil für die zukünftigen Anwendungen erarbeitet werden. Die jeweilige Organisation muss über die Veränderungsmaßnahmen im Vorfeld informiert und über den zu erwartenden Nutzen aufgeklärt werden. Es müssen bereichsübergreifende Teams gebildet werden, die sich mit den Projekten zur Einführung und Umsetzung der neuen IT-Anwendungen und der Anpassung der Prozesse befassen. Hierzu ist eine gute Abstimmung mit dem Tagesgeschäft erforderlich, damit die Projekte erfolgreich umgesetzt werden können. Strukturiertes Projekt- und Umsetzungsmanagement ist hier gefordert. Organisatorisch betrachtet, können hierbei die Konzepte des Value Chain Management bei der Planung und Umsetzung im Rahmen der digitalen Transformation unterstützen.
Bei Fragen zu den Themen können Sie mich gerne unverbindlich kontaktieren. Auch weitere Anregungen bzw. Erfahrungsaustausche zu den Themen sind gerne willkommen.
Der Titel des nächsten Beitrags lautet:
„Digitale Zusammenarbeit – Digital Workplace/Collaboration, Robotic Process Automation“